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Ein Kulturkonzept für Illnau-Effretikon

2. November 2021
Die Stadt Illnau-Effretikon gibt sich erstmals ein Kulturkonzept. Damit setzt sie ihre Mittel künftig verstärkt in der Kulturförderung ein und stärkt so die Eigeninitiative von bereits bestehenden, aber auch neuen Formierungen und Initiativen. Die Stadt wird ermöglichende Kraft und tritt selbst als Veranstal-terin von kulturellen Events in den Hintergrund.

Die zentrale Lage der Stadt und die nahen Kulturmittelpunkte Zürich und Winterthur bieten für Illnau-Effretikon bezüglich kulturelle Angebote Chancen, aber auch Risiken. Die am Ort gebotene Kultur und das Kulturkonsum­verhalten der Einwohnerinnen und Einwohner haben sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund zunehmender Mobilität und veränderter gesellschaftlicher Bedürfnisse stark verändert. Gleichzeitig ist jedoch festzustellen, dass sich in der Stadt ein grosses und sehr vielseitiges Kulturangebot von vielen verschiedenen Organisa­tor/innen etabliert hat.

Bis anhin wurde dieses Angebot kaum systematisch betrachtet – es fand nur wenig Austausch unter den ein­zelnen Anspruchsgruppen statt. Die Stadt selber organisierte durch das Kulturforum eigene Anlässe und trat zunehmend auch in Konkurrenz mit weiteren Organisatoren. Kulturför­derung durch die Stadt fand zwar punktu­ell statt, wobei jedoch finanzielle Beiträge und Dienstleistungen an kulturelle Institutionen bislang nicht nach einem einheitlichen Konzept vergeben wurden.
 

EIN NEUES KULTURKONZEPT

Der Stadtrat fasst vorhandene Förderungen und zu erschliessendes Potenzial nun erstmals in einem Kulturkon­zept zu­sammen. Die darin festgelegten Rahmenbedingungen sollen dazu dienen, dass möglichst viele Einwoh­nerinnen und Ein­wohner ein kulturelles Angebot vor Ort nutzen können, das ihren Neigungen entspricht.

Alle Sparten des Kulturschaffens sollen durch das neue Kul­turkonzept erfasst werden. Es trägt dem Umstand Rechnung, dass eine Vielzahl von grösseren und kleineren Angeboten den Charakter des Illnau-Effretiker Kul­turlebens ausmachen. Es zeigt auf, in welchem Rahmen sich das Kultur­schaffen entwickeln soll und welche Handlungsfel­der im Vordergrund stehen. Das Konzept legt eine Grundlage und erlaubt, auf aktuelle Ent­wicklun­gen zu reagieren und gezielt Akzente zu setzen.

Das Kulturleben in Illnau-Effretikon ist in den letzten Jahren sehr vielseitig geworden. Nicht selten konkurren­zieren sich mehrere Angebote zur selben Zeit, was unter anderem auch dazu führte, dass die Besucherzahlen der städtischen Veranstaltungen rückläufig waren.

Das Kulturkonzept markiert eine Änderung in der städtischen Kulturpolitik. Die Stadt tritt als Veranstalterin in den Hintergrund, nimmt aber im Gegenzug die Aufgabe der Kulturförderung verstärkt wahr. Das Kulturkonzept zeigt auf, welche im Kultursektor tätigen Vereine und Organisationen städtische Leistungen erhalten und wie die Förderung in Zukunft stattfinden soll.

Die Stadt fördert Kulturprojekte durch das Bereit­stellen von kostengünstiger Infrastruktur oder städ­tischen Dienstleistungen. Darüber hinaus spricht sie finanzielle Beiträge für kulturelle Veranstaltungen, die zur Vielfalt des Kulturlebens beitragen, vor allem dann, wenn sie nicht selbsttragend sind. Die Stadt versucht so, private Initiativen im öffentlichen Interesse zu ermöglichen und zu unterstützen. Das Hauptziel ist dabei, Kultur für die ganze Bevölkerung zugäng­lich zu machen und auch «Nischenprodukte» zu ermöglichen.
 

DIE STADT ALS VERANSTALTERIN ODER FÖRDERIN?

Der Stadtrat hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, inwiefern die Stadt selbst ein durch sie veranstaltetes Kulturangebot aufrecht erhalten soll. Er ist dabei über­eingekommen, dass sich das Betätigungsfeld der Stadt von der Veranstalterin hin zur ermöglichenden Förderin verlagern und das ohnehin bereits breite Angebot besser koordiniert werden soll. Städtische Veranstaltungen bleiben allenfalls als lückenfüllende Ergänzung des Gesamtangebots möglich. Das Bestreben deckt sich mit der Manifestation des Grossen Gemeinderates, der die Vorlage zur neuen Gemeindeordnung mit einem Zweckartikel zur Kulturförderung ergänzt hat.

Die grosse Zunahme an kulturellen Veranstaltungen und Events im Umkreis von Illnau-Effretikon, das Vorhan­densein der digitalen Medien und die stark gewachsene Mobilität der Bevölkerung haben das Umfeld für Ver­anstaltungen in den letzten Jahren stark verändert. Insbesondere fehlt bei den städtischen Anlässen mehrheit­lich ein lokales, jüngeres Publikum. Das in den 1970er Jahren geschaffene Kulturforum (eine durch den Stadt­rat eingesetzte Arbeitsgruppe zur Organisation, Betreuung und Durchführung von kulturellen Veranstaltungen) vermochte diese Entwicklung in den letzten Jah­ren trotz guter Programmierung nicht aufzuhalten.

Das anfänglich recht breite Stammpublikum verkleinerte sich in letzter Zeit zusehends. Zudem stellte sich die Frage, ob es heute noch eine öffentliche Auf­gabe darstellt, «Top Acts» zu engagieren, wenn private Veranstal­ter ebenfalls in diesem Feld tätig sind. Das neue Kulturkonzept sieht nun vor, dass die Stadt selbst nicht mehr als regelmässige Organisatorin eines eigenen Kulturprogramms auftritt. Sie fördert jedoch vermehrt die Eigen­initiative von Vereinen, Privaten und losen Gruppierungen.

Das neue Kulturkonzept hat zur Folge, dass kulturelle Veranstaltungen nicht mehr durch eine Arbeitsgruppe der Stadt (Kulturforum) organisiert werden. Die Stadt unterstützt jedoch Ver­anstaltungen, die in Eigenregie organisiert werden mit Fördergeldern und/oder mit der Nutzung von städtischen Infrastrukturen. Bisherige Elemente des Kulturprogrammes sollen weiterhin ihren Platz haben. Der Kinobetrieb wird beispielsweise weiterhin durch die gleiche Person des bisherigen Kulturforums programmiert, jedoch durch die Betreiber des Stadthaussaales abgewickelt. Auch das traditionelle Moosburgkonzert soll mit dem bisherigen Betreuer durch das neue Konzept weitergeführt werden. Ähnliche Organisationsformen sind auch für die Sparten Kleinkunst und Bildende Kunst denkbar.

Die Fördergesuche werden durch den Stadtpräsidenten und eine Fachbegleitgruppe beurteilt. Eine in der Ver­waltung tätige Fachperson Kultur berät dieses Gremium und sorgt zudem für die Erstellung einer Kultura­genda, das Monitoring und die Umsetzung und Evaluierung des Konzeptes. Der Stadtrat wird die noch zu be­stimmenden Mitglieder der externen Fachbegleitgruppe zu einem späteren Zeitpunkt wählen. Die Suche nach dafür geeigneten Personen wird in den kommenden Wochen starten.

 

KEIN SPARPROGRAMM

Das Konzept bietet einen grossen Rahmen, die Initiative der Einwohnerinnen und Einwohner zu unterstützen – es will als Chance verstanden werden. Der Stadtrat setzt mit der Änderung in seiner Strategie kein Sparprogramm, sondern eine Richtungsänderung um. Die bisher für Organisation und Durchführung von Veranstaltungen eingesetzten Gelder sollen neu für die Unterstützung und Förderung von neuen Initiativen verwendet werden. Der Stadtrat kommt so auch dem neuen Zweckartikel zur Förderung der Kultur in der neuen Gemeindeordnung nach: Die Stadt stärkt die Eigen­initiative von Personen und Gruppierungen, die sich gerne kulturell engagierten möchten.
 

KULTUR-AGENDA

Eine neue «Kultur-Agenda» informiert die Einwohnerinnen und Einwohner sowie Kulturinteressiere über die in der Stadt gebotenen kulturellen Veranstaltungen. Nebst den auf der städtischen Webseite im Rahmen des Veranstaltungskalenders gelieferten Informationen wer­den kulturelle Veranstaltungen künftig auch weiterhin in gedruckter Form beworben. Die Stadt lädt sämtliche Akteure, die Veranstaltungen im kulturellen Bereich organisieren, ein, ihre Termine in der Agenda zu publizieren. Wenden Sie sich dazu an kulturagenda@ilef.ch  - bereits etablierte und bekannte Akteure werden mit einer se­paraten Kommunikation bedient.

KulturAgenda
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Weiteres zur Kulturförderung und dem Kulturkonzept finden Sie auch unter www.ilef.ch/kulturfoerderung

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