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Auf Spurensuche im Garten

26. Januar 2023
Alles im Winterschlaf? Nicht ganz...

Auch in der kalten Jahreszeit lohnt es sich, ab und zu einen ausgiebigen und aufmerksamen Blick vor die Tür zu werfen.

«Im Januar, im Januar isch alles stiif und starr», singt Emil Steinberger. Dann ist jetzt wohl nicht viel los im Garten. Oder doch? Begeben wir uns doch auf die Spurensuche in den Garten oder die nächste Grünanlage. Am einfachsten ist die Spurensuche, wenn es über Nacht geschneit hat. Dann verraten uns die frischen Spuren, wo sich eine Maus versteckt, wo die Spatzen gerne herumhüpfen und wo nachts ein Fuchs durch die Siedlung gestreift ist. Aber was, wenn kein Schnee liegt?
 

TUNNELS IM KOMPOST

Wer weiss, wo suchen, wird am ehesten fündig. Wir schauen zuerst in den Kompost. Drei kreisrunde Löcher kommen beim Heben der Abdeckung zum Vorschein. Sie markieren das Ende von Gängen und verraten uns, dass dieser Kompost von Mäusen bewohnt wird. Wahrscheinlich handelt es sich um Spitzmäuse. Sie sind dafür bekannt, dass sie gerne ruhende Komposthaufen bewohnen. Denn sie finden hier alles, was sie brauchen. Der Kompost hält eine Menge Nahrung für die kleinen Insektenfresser bereit: Asseln, Würmer, Engerlinge, Spinnen und vieles mehr. Das Tun der Spitzmäuse lässt sich gut verfolgen. Die Akteure selbst zeigen sich aber nur ganz selten, wenn sie sich für einmal bei Tageslicht aus ihrem Versteck wagen und durch den Garten trippeln.
 

KRATER UND KRATZSPUREN

Wir nehmen als nächstes die Wiese unter die Lupe. Zahlreiche Erdhäufchen, die wie kleine Vermicelles aussehen, zeugen davon, dass Regenwürmer keinen Winterschlaf abhalten. Im Gegenteil – sie scheinen zurzeit sehr aktiv zu sein. Mitten auf der Wiese zeichnet sich ein kleiner, wenige Zentimeter tiefer Trichter ab. Hier hat ein Grünspecht nach Nahrung gesucht. Er gehört zu den regelmässigen Gästen. Ob er seine Lieblingsspeise – Ameisen und ihre Eier – erreicht hat? Wohl eher nicht. Denn im Winter ziehen sich Ameisen tiefer in den Boden zurück.

Weitere Spuren finden wir unter einem Haselstrauch. Wir brauchen nur ein paar Haselnüsse aufzuheben. Eine Nussschale weist ein grosses Loch auf. Am Rand des Lochs zeichnen sich klein, aber deutlich die Kratzspuren scharfer Zähne ab. Kein Zweifel, eine Maus hat diese Haselnuss gefressen. Diesmal war es keine Spitzmaus, sondern wahrscheinlich eine Waldmaus; diese Art lebt nicht nur in Wäldern, sondern oft in Gärten und Parkanlagen.
 

LÖCHER IM HOLZ

Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf einen alten Baumstrunk, aus dem einige Pilze wachsen und dessen Holz immer morscher wird. Einige kreisrunde Löcher sind auf der bröckelnden Rinde zu sehen. Hier haben sich Insekten zu schaffen gemacht. Viele Insektenarten, allen voran Käfer und Wildbienen, bohren gerne Gänge in Totholz, um ihre Eier abzulegen. Jetzt, im Winter, sind die Erbauer dieser Höhlen längst gestorben. Aber am Ende der Höhlengänge wartet eine neue Generation nur darauf, dass es wieder etwas wärmer wird. Dann schlüpfen die Larven aus den Eiern und fressen sich weiter durch das morsche Holz oder den Nahrungsvorrat, den ihnen das Muttertier neben das Ei gelegt hat.

Nach dieser kurzen Spurensuche lässt sich festhalten: Auch im Januar ist nicht alles stiif und starr. Es gibt immer etwas zu entdecken – und seien es nur verräterische Löcher und Trichter, die uns zeigen, wie viel Leben sich selbst im Winter vor unserer Haustüre tummelt.
 

TIERE FÜTTERN - JA ODER NEIN?

Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist im Kanton Zürich ein neues Jagdgesetz in Kraft. Es verbietet das Füttern jagdbarer Tiere. Konkret bedeutet dies, dass es zum Beispiel verboten ist, freilebende Haustauben oder Füchse zu füttern.

Singvögel und Wasservögel, also Enten und Schwäne, dürfen weiterhin gefüttert werden. Allerdings ist es wichtig, dass nur kleine Mengen und geeignetes Futter angeboten werden, beispielsweise Körner in einem kleinen Vogelhäuschen, Meisenknödel oder Salat für Enten. Brotreste bescheren Enten und Schwänen hingegen Magenprobleme. An grossen Futterstellen besteht die Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten.

Nötig ist es nicht, die Vögel im Winter zu füttern; sie finden selbst genügend Nahrung. Wir helfen ihnen am besten, indem wir ihnen in unseren Siedlungen vielfältige Gärten und Grünanlagen mit einheimischen Gehölzen, Wildstauden und unterschiedlichen Strukturen bieten.

Trichter in der Wiese
Ein unauffälliger Trichter in der Wiese...
Grünspecht
...und der Grünspecht, der ihn verursacht hat.
Haselnuss
Die Haselnuss im Vordergrund hat eine Maus (vermutlich eine Waldmaus) aufgebissen.
Fuchsspuren
Eine Fuchsfährte: Die Abdrücke der Pfoten gleichen denjenigen eines eher kleinen Hundes.

 

ZUR AUTORIN

Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Um die Natur in ihrer Wohngemeinde kümmert sie sich als Naturschutzbeauftragte der Stadt Illnau-Effretikon und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.

Naturschutzgebieten.

Leuthold
Biologin Barbara Leuthold Hasler setzt sich für die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt ein.

 

NEOPHYTHEN

Über 800 Pflanzen- und Tierarten, die aus fremden Ländern stammen, haben sich bei uns etabliert. Rund 10 % dieser Neobiota, wie Neophyten (Pflanzen) und Neozoen (Tiere) zusammengefasst genannt werden, verhalten sich bei uns invasiv. Das heisst, sie vermehren sich unkontrolliert und verdrängen einheimische Arten; manche von ihnen gefährden zudem die Gesundheit von Mensch und Tier. Ob oder wann eine fremde Art invasiv wird, ist völlig unvorhersehbar. 

Die Stadt Illnau-Effretikon und die Gemeinde Lindau haben im Frühling eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung auf die Problematik der invasiven Neophyten und Neozoen aufmerksam zu machen. Monatlich publiziert die Stadt über ihre Kommunikationskanäle und im «Regio» einen Artikel zum Thema Biodiversität. Dieser Artikel ist am 26. Januar 2023 erschienen.

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