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Leitartikel Dezember 2022; Stadtrat Erik Schmausser

1. Dezember 2022

SAMICHLAUS ODER SANTA CLAUS?

Sind Sie Fan vom Samichlaus? Oder des Santa Claus? Oder von beiden? Oder fragen Sie sich ge­rade, ob dies nicht die gleiche Person ist? So geht es wohl vielen. Klar ist einzig, dass beide zur Ad­vents- und Weihnachtszeit gehören und Teil unserer Kultur sind. Der Samichlaus schon sehr lange. Der amerikanische Santa Claus eigentlich nicht, aber in den letzten Jahren irgendwie doch und wie es mir scheint, immer mehr.

Der Samichlaus und sein Helfer Schmutzli wohnen in einer Hütte im Wald. Jeweils am 6. Dezember be­suchen sie die Kinder und bringen in einem grossen Sack Nüssli, Mandarinli, Schöggeli, Lebkuchen oder sogar einen Grittibänz. Oft erzählt der Samichlaus den Kindern eine Geschichte und plaudert mit ihnen über das vergangene Jahr. Die anwesenden Er­wachsenen freuen sich auch über den Besuch, lau­schen andächtig dem Gespräch und schmunzeln, wenn es um unaufgeräumte Kinderzimmer geht oder ein Kleinkind sogar seinen Nuggi dem Sami­chlaus mitgibt. Oft haben die Kinder für den Sami­chlaus einen Vers, ein Lied, einen Tanz oder eine Zeichnung parat. Sehr zur Freude von Samichlaus und Schmutzli.

Der Samichlaus ist ein älterer Mann mit langem weissem Bart. Er trägt ein rotes Gewand, einen Bi­schofshut und hat einen Bischofsstab. Denn die Fi­gur geht zurück auf den Heiligen Niklaus von Myra, eine antike Stadt im Süden der heutigen Türkei. St. Niklaus wirkte dort um das Jahr 300 n. Chr. als Bi­schof und über ihn sind im Verlauf der Jahrhunderte viele Legenden entstanden. Eine besagt, er habe sein Erbe den Bedürftigen verteilt.

Wie der Schmutzli in seinem schwarzen Kapuzenge­wand zum Samichlaus kam, ist eine andere Ge­schichte. Vielleicht erzählt sie der Samichlaus bei seinem nächsten Besuch.

Den Santa Claus kennen wir aus amerikanischen Fil­men. Er hat auch einen weissen Bart, trägt ein rotes mit weissem Pelz besetztes Gewand und eine rote Zipfelmütze. Er wohnt am Nordpol, reist fliegend mit dem Rentier-Schlitten und bringt an Weihnachten die Geschenke. Wie er dabei mit seiner rundlichen Figur jeweils den Kamin hinunter kommt (und wie­der hoch?), ist mir nach wie vor ein Rätsel. Der Santa Claus geht zurück auf den im nördlichen Deutsch­land bekannten Weihnachtsmann, eine Tradition, die Einwanderer nach Amerika brachten. Die Firma Coca-Cola begann die Figur ab den 1930er-Jahren in ihrer Werbung einzusetzen. Die Kommerzialisierung der Advents- und Weihnachtstraditionen ist inzwi­schen leider omnipräsent.

In meiner Wahrnehmung verschmelzen bei uns die Figuren Samichlaus und Santa Claus zunehmend. So sind auf «Chlaussäckli» der Santa Claus mit Ren­tier abgebildet oder Familien stellen einen leuchten­den Rentierschlitten anfangs Dezember in den Gar­ten, um dem Samichlaus bei seinem Besuch eine Freude zu machen.

Traditionen entstehen über Jahrhunderte, verän­dern sich, greifen Neues auf und verlassen Bisheri­ges. Daher befremdet mich die laufende Diskussion über sogenannte «kulturelle Aneignung». Kultur lebt vom Austausch.

Ich selbst liebe die Figur des Samichlaus. Sei es aber nun Samichlaus oder Santa Claus oder das Christ­kind, sie bringen Zauber in die Weihnachtszeit, las­sen Augen der Kinder und auch vieler Erwachsener strahlen und wärmen die Herzen. Im Kern der Figu­ren steckt das Wichtige: Die Botschaft der Nächs­tenliebe.

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