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Wenn Aquarium und Gehege zu klein werden

18. September 2025
Invasive Neophyten wie die Amerikanische Goldrute oder der Kirschlorbeer sind bekannt dafür, die heimische Biodiversität zu gefährden. Aber nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere aus fremden Ländern bedrängen unsere Tier- und Pflanzenwelt.

Viele dieser Neozoen, so der Fachausdruck für die eingeschleppten Tiere, sind unabsichtlich eingeschleppt worden. So gelangte die Schwarzmundgrundel als blinder Passagier im Ballastwasser von Frachtschiffen aus Südosteuropa in die Schweiz. Da sie sich sehr schnell vermehrt und andere Fische konkurrenziert, kann die Schwarzmundgrundel die einheimischen Fische massiv dezimieren. Dies, obwohl sie nur etwa 20 Zentimeter lang wird. Im Basler Rhein macht die Schwarzmundgrundel inzwischen gegen 90 Prozent des ganzen Fischbestands aus. Andere fremde Tiere erreichten unser Land nicht zufällig, sondern wurden bewusst ausgesetzt. So stammen die Goldfische, die vor etlichen Jahren in einem Weiher eines lokalen Naturschutzgebiets entdeckt wurden, mit Sicherheit aus einem privaten Aquarium oder Gartenteich. Goldfische verursachen in einem Weiher eine kleine ökologische Katastrophe: Froschlaich, Kaulquappen, Libellenlarven und andere kleine Wassertiere – nichts ist vor den freigelassenen Goldfischen sicher. 

 

ILLEGAL AUSGESETZT

In einem anderen Naturschutzgebiet der Stadt Illnau-Effretikon tauchten vor ein paar Jahren Schmuckschildkröten auf (die genaue Identifikation ist noch ausstehend). Schon an vielen Orten in der Schweiz wurden Schmuckschildkröten gesichtet. Oft wurden die Tiere illegal ausgesetzt – vielleicht, weil das Terrarium zu klein wurde oder die Besitzer der hübschen, aber sehr langlebigen Tiere ganz einfach überdrüssig wurden. Vielleicht hatten die Tierhalter sogar das Gefühl, dem Haustier etwas Gutes zu tun, indem sie es in die Freiheit entliessen. Tatsächlich richten solche illegalen Aktionen aber Schaden an. Oft sterben ausgesetzte Haustiere innerhalb kurzer Zeit, weil sie nicht an die freie Natur angepasst sind. Wenn sie aber, wie die Schmuckschildkröten, überleben und sich womöglich sogar vermehren, leiden in der Regel die einheimische Tier- und Pflanzenwelt, die Infrastruktur oder ganze Ökosysteme darunter. Dann braucht es aufwändige Massnahmen, um die Fremdlinge wieder loszuwerden oder ihre weitere Ausbreitung wenigstens einzudämmen. So werden Goldfische regelmässig mit grossem Aufwand abgefischt. Gegen die ausgesetzten Schmuckschildkröten existiert noch kein gutes Rezept. Im Grunde gibt es nur eines: Behalten Sie Ihre exotischen Haustiere zu Hause! 

 

Weitere Informationen zur Biodiversität finden Sie hier.
 

Die Rotwangen-Schmuckschildkröte, eine von mehreren Schmuckschildkröten-Arten, stammt aus Amerika. Da sie bei uns invasiv ist und der Artenvielfalt schadet, wurde sie auf die Liste der verbotenen Tierarten gesetzt.
Goldfische mögen zwar attraktive Farbtupfer sein, doch sie haben in einheimischen Gewässern nichts verloren. Sie sind imstande, ganze Weiher leerzufressen.

Fotos: Adobe Stock

 

ZUR ARTIKELSERIE

Die Stadt Illnau-Effretikon und die Gemeinde Lindau haben im Frühling 2022 eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung über den Nutzen und die Schönheit von Biodiversität im Siedlungsraum zu informieren. Monatlich erscheint im «Regio» ein Artikel zum Thema.

 

ZUR AUTORIN

Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby, zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.

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