Glückskäfer gegen Schädlinge
Über hübsche Schmetterlinge freuen wir uns, Blattläuse möchten wir dagegen am liebsten aus unseren Gärten verbannen. Aber sie gehören ganz einfach zur Natur – und sie spielen eine Rolle.
Die Wiese im Garten ist eine Pracht. Margeriten, pink blühende Karthäuser-Nelken, rotviolette Flockenblumen und die lila Blüten der Witwenblumen und Skabiosen. Genau diese Blüten liebt der Kleine Fuchs besonders. Er gaukelt von Blüte zu Blüte und rollt immer wieder seinen langen Rüssel aus, um Nektar zu saugen.
Beim Näherkommen zeigt sich, dass die Witwenblume nicht nur Schmetterlinge anlockt, sondern auch Blattläuse. Ihr Stängel ist von den kleinen grünen Insekten übersät.
RASANTE VERMEHRUNG
Tauchen im Frühling die ersten Blattläuse auf, geht es meist sehr schnell, bis einzelne Pflanzen dicht besiedelt sind. Denn die kleinen Insekten leben und vermehren sich äusserst effizient. Sie tun dies meist mittels sogenannter Jungfernzeugung: Die Weibchen gebären, ohne sich vorher zu paaren, eine grosse Menge weiblicher Blattläuse, die ihrerseits zahlreiche Nachkommen gebären – ebenfalls ohne sich vorher zu paaren.
Nahrung finden sie mehr als genug. Mit ihrem Saugrüssel stechen sie Pflanzen an und saugen von deren Saft. Dabei nehmen sie in erster Linie Eiweissbausteine auf, die im Pflanzensaft enthalten sind. Den grössten Teil des kohlehydratreichen Safts scheiden die Blattläuse als zuckerhaltigen Honigtau wieder aus. Auf diesen Honigtau haben es viele andere Insekten abgesehen. Ameisen lieben ihn heiss. Sie helfen den Blattläusen bei der Ausbreitung, verteidigen «ihre» Kolonie gegen Feinde und lecken im Gegenzug Honigtau.
Das tönt nach einem Schlaraffenland für Blattläuse und Ameisen. In Wirklichkeit handelt es sich um einen ziemlich harten Überlebenskampf, denn die Blattläuse stehen auf der Speisekarte zahlreicher Tiere. Marienkäfer und ihre Larven, Florfliegen, Raubwanzen, Wespen, aber auch Vögel wie Kohl- oder Blaumeisen fressen sich gerne an Blattläusen satt.
DUFTSTOFFE UND FLÜGEL FÜR DEN NOTFALL
Marienkäfer und ihre Larven fallen mit Heisshunger über Blattläuse her. Deshalb werden sie zur biologischen Bekämpfung eingesetzt. Die Blattläuse versuchen sich gegen ihre Feinde zu wehren, indem sie einen Alarmduftstoff erzeugen. Dieser bewirkt eine grosse Unruhe in der Kolonie. Die Blattläuse laufen vermehrt umher, einige lassen sich zu Boden fallen. Zudem produzieren die Blattlausweibchen nun Nachkommen mit Flügeln, die sich neue Wirtspflanzen suchen können. Dasselbe geschieht auch bei einer Überpopulation. Bei Dichtestress unter den Blattläusen müssen die Nachkommen auswandern, oder eher: ausfliegen.
Und wie sind die Aussichten der lausbefallenen Witwenblume, die den Kleinen Fuchs mit Nektar versorgt? Ihre Chancen stehen gut, dass bald Hilfe herbeifliegt – in Form von Marienkäfern oder von Blaumeisen, die gerade eifrig ihre Jungen füttern.
WAS KANN ICH TUN?
- Blattläuse können zur Bekämpfung mit seifigen Lösungen oder Brennnesselsud besprüht werden.
- Einige Hersteller biologischer Bekämpfungsmittel verkaufen Eier und Larven von Marienkäfern und Florfliegen.
- Falls die Blattläuse keine Nutzpflanzen gefährden, tolerieren Sie sie am besten. Sie fördern damit verschiedene Nützlinge und helfen Vögeln bei der Aufzucht ihrer Jungen.
- Chemische Mittel (Pflanzenschutzmittel, Insektizide) sollten, wenn überhaupt, nur bei einem starken Befall von Nutzpflanzen und punktuell eingesetzt werden. Denn die Mittel töten meist nicht nur die Blattläuse, sondern auch andere Insekten wie Schmetterlinge, Käfer und Bienen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE
Ausstellung invasive Neophyten
An der Ausstellung lernen Sie rund zwei Dutzend invasive Neophyten kennen. Sie gefährden die Vielfalt der Natur. Helfen Sie mit, gebietsfremde Pflanzen zu bekämpfen.
- 26. Juni bis 2. Juli 2023: Ottikon, Vorplatz beim Volg
- 3. bis 9. Juli 2023: Illnau, Max-Binder-Platz
Rundgang Biodiversität
Kommen Sie mit auf einen Rundgang durchs Quartier mit Marc Weiss, Leiter Naturschutz.
Wir schauen Gärten an und besprechen konkrete Ideen, wie Biodiversität gefördert werden kann. Treffpunkt bei der Ausstellung.
- 28. Juni 2023, 19.00 – 20.00 Uhr, Ottikon
- 7. Juli 2023, 18.00 – 19.00 Uhr, Illnau
Text und Fotos: Barbara Leuthold Hasler
ZUR AUTORIN
Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby: zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.
Die Stadt Illnau-Effretikon publiziert monatlich über ihre Kommunikationskanäle und im «Regio» einen Artikel zum Thema Biodiversität. Dieser Artikel ist am 15. Juni 2023 erschienen.
Zugehörige Objekte
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Biodiversität |