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Wanderrouten voller Gefahren und Hindernisse

22. Februar 2024
Unsere Siedlungen könnten für Amphibien wie Erdkröten, Grasfrösche oder Bergmolche attraktive Lebensräume sein. Oft stecken sie jedoch voller Gefahren.

Jetzt kriechen, wandern und hüpfen sie wieder: Die ersten Kröten, Frösche und Molche sind aus der Winterruhe erwacht und ziehen zu ihren Laichgewässern. In milden, feuchten Nächten werden weitere Artgenossen folgen. Die Strecken, die sie dabei zurücklegen, können einige hundert Meter bis zu ein paar Kilometer lang sein. Oft sind sie voller Gefahren und Hindernisse.

Eine der grössten Gefahren stellt der Verkehr dar. Dass es einer Erdkröte oder einem Bergmolch gelingt, eine gut frequentierte Strasse unbeschadet zu überqueren, gleicht einem Sechser im Lotto, da sich beide langsam fortbewegen. Um möglichst viele Amphibien vor dem Tod auf der Strasse zu bewahren, werden die gefährlichsten Überquerungen mit Amphibienzäunen gesichert. Mancherorts, wie zum Beispiel beim Illnauer Örmis oder im Eigental, werden die Strassen während der Laichwanderung nachts gesperrt.
 

MAUERN, SCHÄCHTE UND RÄUBER

Es lauern aber zahlreiche weitere Gefahren: Strassen- und Lichtschächte werden für Amphibien oft zur tödlichen Falle, weil sie den Ausstieg aus eigener Kraft nicht schaffen. Hindernisse auf dem Weg wie Stufen, Mauern und hohe Randsteine sind für die meisten Amphibien unüberwindbar und zwingen sie zu grossen Umwegen. Oft sind sie schutzlos den Angriffen von Räubern wie Hauskatzen und anderen Raubtieren ausgesetzt.

Dass unsere Siedlungen in weiten Teilen für Amphibien so lebensfeindlich sind, ist wohl in den seltensten Fällen Absicht. Frösche, Kröten und Molche sind nämlich nicht nur herzig und spannend zu beobachten. Sie können sich in unseren Gärten auch als nützlich erweisen. Wenn sie nachts auf die Jagd gehen – die meisten erwachsenen Amphibien tun dies an Land – fressen sie gerne Kleintiere, die wir nicht unbedingt schätzen, zum Beispiel Schnecken. Die Kaulquappen, die sich in den Laichgewässern entwickeln, ernähren sich mitunter von Algen und kleinen Wassertieren wie Mückenlarven. Wenn das kein sympathischer Zug ist!


WAS KANN ICH TUN?

Es ist gar nicht schwierig, den Amphibien zu helfen!

  • Entschärfen Sie Fallen: Schächte am besten mit feinmaschigen Gittern abdecken, Treppenabgänge mit überhöhtem Rand (20 cm) umgeben und/oder mit schwellenlosen Rampen versehen (z. B. ein Holzbrett auf die Treppe legen). Gefährliche Strassenschächte auf Gemeindegebiet hat der Unterhaltsdienst der Stadt Illnau-Effretikon in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit dem Verein Naturschutz Illnau-Effretikon mit Ausstiegshilfen versehen. Fallen Amphibien in die Schächte, können sie wieder hinausklettern und dem sicheren Tod entfliehen.
  • Bauen Sie Hindernisse ab: Lassen Sie unnötige Mauern und Randsteine abbauen oder überbrücken Sie sie mit kleinen Rampen.
  • Retten Sie Tiere von der Strasse, indem Sie sie aufheben und am nächstgelegenen sicheren Ort absetzen – ohne sich dabei selbst zu gefährden. (Anschliessend sollten Sie die Hände waschen, weil die Amphibien in ihrer Haut ein Sekret produzieren, das u. a. die Augen reizt.)
  • Falls Sie einen eigenen Garten besitzen, richten Sie Unterschlüpfe ein: Amphibien, aber auch andere Kleintiere, verstecken sich gerne unter dichtem Gebüsch, Holzbeigen, Laubhaufen und ähnlichem. Hier sind sie vor Fressfeinden sicher.
  • Gehört ein Teich zu Ihrem Garten, verzichten Sie auf Goldfische. Diese fressen nämlich den Amphibienlaich.
  • Weitere Infos z. B. unter https://www.infofauna.ch/de/beratungsstellen/amphibien-karch
     


 

Bergmolch
Ein Bergmolch wandert seinem Laichgewässer im Örmis entgegen. Wer so klein ist, für den ist bereits eine Treppenstufe ein unüberwindbares Hindernis.
Erdkröten
Geschafft! Diese Erdkröten sind heil in ihrem Laichgewässer angekommen. Das kleinere Männchen umarmt das grössere Weibchen und wird es nicht mehr loslassen, bis seine Partnerin die Laichschnüre ins Wasser abgegeben hat.
Feuersalamander
Ein Feuersalamander überquert eine Strasse. Ohne die Hilfe der Fotografin hätte er es wohl kaum unbeschadet auf die andere Seite geschafft.
Grasfrosch
Wenn Frösche und Kröten, hier ein Grasfrosch, ihre Metamorphose abgeschlossen haben und das Gewässer verlassen, sind sie kaum fingerbeerengross und äusserst verletzlich. In dieser Lebensphase sind sichere Unterschlüpfe besonders wichtig für sie.

 

ZUR AUTORIN

Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby: zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.

 

Die Stadt Illnau-Effretikon hat im Frühling 2022 eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung über den Nutzen und die Schönheit von Biodiversität im Siedlungsraum zu informieren. Monatlich erscheint im «Regio» ein Artikel zum Thema. Dieser Artikel ist am 22. Februar 2024 erschienen.

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