Wildbienen, die emsigen Nützlinge
In der Schweiz leben über 600 Bienenarten. Die bekannte Honigbiene ist nur eine von ihnen. Die anderen sind in Gestalt und Lebensweise so vielfältig, wie es die hohe Anzahl Arten vermuten lässt: Die kleinsten Bienen messen nur einige Millimeter, die grössten – zu ihnen gehören die Hummeln – bis zu drei Zentimeter. Die Farben variieren von schwarz, braun, rot über gelb gebändert bis hin zu grünlich oder blau schimmernd. Viele Bienenarten haben einen Pelz, einige sind jedoch ganz kahl. Die meisten besuchen vielerlei Pflanzenarten, manche haben sich auf einige wenige spezialisiert. Die Jahreszeit, in der sie fliegen, der Lebensraum und die Art des Nestbaus charakterisieren die Arten zusätzlich.
Das Leben einer Wildbiene
Honigbienen und einige Wildbienen, darunter Hummeln, bilden Staaten. Die meisten Wildbienen leben jedoch solitär: Jedes Weibchen baut sein eigenes Nest, ohne die Unterstützung von Artgenossinnen. Es fliegt von Blüte zu Blüte und sammelt eifrig Nektar und Pollen. Diese Ernte trägt es an einen Ort, der ihm für den Nestbau günstig erscheint. Bei den meisten Bienenarten sind dies offene Bodenstellen, in die das Bienenweibchen eine Röhre gräbt. An deren Ende deponiert es je eine Portion Nektar und Pollen, die künftige Nahrung für den Nachwuchs. Anschliessend legt es ein einziges Ei ab und verschliesst die Zelle. Dann fliegt es erneut aus, um Proviant für eine weitere Brutkammer zu sammeln. Bis zu dreissig Brutkammern fertigt ein Wildbienenweibchen in seinem meist nur einige Wochen dauernden Leben an.
Die Larven schlüpfen in der Regel bereits wenige Tage nach der Eiablage. Sie bleiben gut geschützt in ihrer Brutkammer und ernähren sich vom Proviant. Um zu überwintern schalten sie – immer noch im Schutz ihrer Brutkammer – eine Ruhephase ein. Erst im Frühling setzen sie ihre Entwicklung fort, verpuppen sich und verwandeln sich in ein erwachsenes Insekt mit Flügeln.
Ziemlich genau ein Jahr, nachdem das Weibchen die Eier abgelegt hat, schlüpft die neue Generation Wildbienen aus ihren Brutkammern. Die Tiere fliegen aus und paaren sich. Anschliessend beginnen die Weibchen mit dem Nestbau, womit der Zyklus von vorne beginnt.
Ungeheure Leistungen
Bei ihren Blütenbesuchen legen die Bienen einen riesigen Fleiss an den Tag. So sammelt die Mörtelbiene Megachile parietina für eine einzige Brutkammer Nahrung von über 1000 Esparsetten-Blüten. Pro Tag besuchen Wildbienen bis zu 5000 Blüten. Da etliche Arten auch bei schlechtem Wetter fliegen und stets sowohl Pollen, als auch Nektar sammeln, sind Wildbienen äusserst effiziente Bestäuberinnen.
80 Prozent aller Pflanzen sind für ihre Bestäubung auf Tiere angewiesen, meist Insekten. Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung in der Landwirtschaft wird weltweit auf 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Innerhalb der Insekten stellen die Wildbienen die wichtigste Bestäubergruppe dar. Damit sind Wildbienen von unschätzbarer Bedeutung – auch für uns Menschen.
Über Schnecken hat sich wohl jede Gärtnerin und jeder Gärtner schon geärgert. Besonders im Frühling, wenn die gefrässigen Tiere in warmen Regennächten in Scharen erscheinen und zarte Pflanzen bis auf die Wurzeln abfressen. Schnecken deswegen als Schädlinge zu bezeichnen, wäre aber eine grobe und unzulässige Verallgemeinerung.
NATÜRLICHE AUFPUTZER
In der Schweiz leben rund 250 verschiedene Schneckenarten. Die meisten von ihnen ernähren sich zur Hauptsache von abgestorbenen Pflanzenteilen, manche auch von totem tierischem Material, also von Aas oder Kot. Schnecken putzen also auf und helfen, tote Substanz in Humus umzuwandeln.
Zudem sind Schnecken für andere Tiere eine wichtige Nahrung: Verschiedene Insekten, Vögel, Igel, Eidechsen, Erdkröten und Blindschleichen, aber auch gewisse Schneckenarten, vertilgen Schnecken oder deren Eier. Leere Schneckenhäuser dienen überdies anderen Kleinlebewesen als sicherer Unterschlupf. Einige Wildbienenarten nisten sogar ausschliesslich in ausgedienten Schneckenhäusern.
ÄRGER MIT NACKTSCHNECKEN
Für Schäden an Kultur- und Zierpflanzen sind vor allem Nacktschnecken verantwortlich. So tun sich die kleinen, häuschenlosen Gartenweg- und Ackerschnecken vorwiegend an frischen Pflanzen gütlich. Die grössten Schäden richtet jedoch die Spanische Wegschnecke an. Diese Nacktschnecke, die bis zu 15 Zentimeter lang werden kann, wurde vor rund 60 Jahren in die Schweiz eingeschleppt und besitzt hierzulande kaum Feinde. Ihres bitteren Schleimes wegen, den sie in grossen Mengen absondert, meiden beispielsweise Igel und Kröten sie.
So kann das Gleichgewicht zwischen Schnecken und ihren Gegenspielern auch einmal aus dem Lot geraten. Falls dies geschieht, finden Sie hier einige Tipps, was Sie dagegen unternehmen können.
Foto: Barbara Leuthold Hasler
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Foto: Adobe Stock
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ZUR ARTIKELSERIE 2024
Die Stadt Illnau-Effretikon und die Gemeinde Lindau haben im Frühling 2022 eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung über den Nutzen und die Schönheit von Biodiversität im Siedlungsraum zu informieren. Monatlich erscheint im «Regio» ein Artikel zum Thema.
ZUR AUTORIN
Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby, zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.
Zugehörige Objekte
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Regio 16. Mai 2024 (PDF, 784.89 kB) | Download | 0 | Regio 16. Mai 2024 |
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