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Gegen tierische Wohnungsnot im Siedlungsgebiet

20. März 2025
Wohnungsnot existiert nicht nur bei uns Menschen!

Auch Tiere kennen Wohnungsnot, vor allem im Siedlungsgebiet. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Gegensteuer zu geben.

Bei dem aktuell frühlingshaften Wetter steigt die Vorfreude auf die gemütlichen Momente draussen im Garten oder auf dem Balkon. Vielleicht haben Sie Ihren Balkon in Gedanken bereits in ein kleines grünes Paradies verwandelt? Dann fehlen jetzt nur noch ein paar tierische Untermieter. Denn wer möchte schon allein auf dem Balkon sitzen?

Für Tiere, die fliegen können, ist es kein Problem, einen Balkon zu erreichen. Für Wildbienen zum Beispiel. Insektenhotels mit angebohrten Holzstücken, aufgeschichteten hohlen Pflanzenstängeln und dergleichen bieten Wildbienen eine willkommene Nistgelegenheit und uns die Chance, ihnen bei ihrem emsigen Treiben zuzusehen. Auch ein Stück totes Holz in einer sonnigen Ecke leistet gute Dienste. Die Insekten werden es selbst für ihre Zwecke bearbeiten.

Drei Viertel aller einheimischen Wildbienen nisten allerdings in selbstgegrabenen Gängen im Boden. Sandige, offene Böden lieben sie besonders; nur sind diese in unserer Landschaft eher rar. Abhilfe schafft ein Topf mit Sand an einer geschützten Stelle – fertig ist die Mini-Sandlinse für den Balkon.

Eines darf nicht vergessen gehen: Die Wildbienen brauchen nebst einer geeigneten Nistgelegenheit auch genügend Nahrung, die aus einem vielfältigen Blütenangebot einheimischer Pflanzen besteht. Anfang April publiziert die Stadt Illnau-Effretikon einen Flyer zum Thema Biodiversität auf Balkon und Terrasse mit nützlichen Hinweisen.

 

UNTERMIETER GESUCHT

Einige Vögel suchen sich gerne Nistplätze an Häusern. Da an modernen Gebäuden kaum mehr Öffnungen und geschützte Vorsprünge vorhanden sind, herrscht unter den Höhlen- und Nischenbrütern mancherorts Wohnungsnot. Dieser Misere können wir entgegenwirken, indem wir Nistkästen und -nischen aufhängen. Wer Angst hat vor zu viel Dreck unter dem Nistkasten, montiert mit etwas Abstand ein Brett darunter, das den Kot und anderen Schmutz auffängt.

Wohnungsnot kennen auch Fledermäuse. Viele einheimische Fledermausarten suchen sich ihre Verstecke an Gebäuden oder in Baumhöhlen. Je nach Zweck müssen die Behausungen unterschiedlichen Ansprüchen genügen: Für die Aufzucht ihrer Jungen suchen sich die Weibchen im Sommer warme und sichere Quartiere. Die Männchen bevorzugen währenddessen eher kühle Verstecke. Für den Winterschlaf brauchen beide Geschlechter kühle, feuchte und ungestörte Unterschlupfmöglichkeiten. Geeignete und gut platzierte Fledermauskästen können die Wohnungsnot lindern.

Generell gilt: Es gibt keine Garantie, dass diejenigen Tiere, für die die Nisthilfen gedacht sind, auch wirklich einziehen. Aber die Chance, dass tierische Untermieter einziehen, ist gross. Spannende Beobachtungen sind auf jeden Fall garantiert.

 

 

Für Insekten besonders wertvoll ist die Kombination aus Nisthilfe und blühenden Pflanzen. 
Grauschnäpper bevorzugen einen halboffenen Nistkasten.

 

Drei Viertel der Wildbienenarten nisten im Sand.

 

ZUR ARTIKELSERIE

Die Stadt Illnau-Effretikon und die Gemeinde Lindau haben im Frühling 2022 eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung über den Nutzen und die Schönheit von Biodiversität im Siedlungsraum zu informieren. Monatlich erscheint im «Regio» ein Artikel zum Thema.

 

ZUR AUTORIN

Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby, zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.

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