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Leitartikel September 2024; Stadtrat Philipp Wespi

23. September 2024

DIE SACHE MIT DEN VORSÄTZEN UND DEM GÜRTEL:
ILEF MUSS SICH AN «SKINNY JEANS» GEWÖHNEN.

Sie ist gekommen. Die Situation, in die ich als Fi­nanzvorstand unserer Stadt eigentlich nie kommen wollte. Und damit meine ich weder eine Politintrige noch das Verwickeltsein in andere Polit-Räuberpi­stolen. Nein. Ich hatte es mir nämlich fest vorge­nommen, in meinen Leitartikeln über alles zu schrei­ben, nur nicht über unsere Stadtfinanzen.

Aber eben. Die Situation bedingt es. Er wird uns schon bald in seinen Fängen haben. In seinen en­gen, ungemütlichen, oft gehässig diskutierten und kontrovers ausgestalteten Fängen. Der Bösewicht, der auch den Bund, unseren Kanton und andere Ge­meinden drangsaliert. Der missmutige Plaggeist, der auch bei uns schon zu bald sein Unwesen trei­ben wird. Und dann soll niemand sagen, wir hätten seine Ankunft nicht angekündigt. Die Rede ist vom Gürtel.

Schon ab dem kommenden Budget wird er uns be­gleiten. Der Gürtel, den es künftig viel enger zu zur­ren gilt. Vorbei ist die Zeit der tief in den Hüften sit­zenden, weit geschnittenen und gemütlichen Jeans mit weitem Gürtel. Es kommen nun die Jahre der «Skinny-Fit»-Jeans – etwas schwierig anzuziehen, eng geschnitten und manchmal unbequem. Und dies noch mit einem Gürtel gesichert, der knapp ge­schnürt sicherstellt, dass auch diese Jeans sitzen.

Kurz: Die finanzpolitisch «unbeschwerteren» Jahre sind vorbei. Die Hochrechnung für dieses Jahr zeigt: Statt einer schwarzen Null, werden wir einen Millio­nenverlust einfahren. Notabene der erste Verlust seit 2013. Der Budgetentwurf 2025 und der Finanz­plan der darauffolgenden Jahre zeigen, dass wir künftig froh sein müssen, wenn wir die laufenden Ausgaben mit den zur Verfügung stehenden Einnah­men selbst decken können. Ohne dass dabei we­sentlich Raum bleibt, Geld auf die Seite zu legen. Dieses bräuchten wir für die anstehenden Investiti­onen in Schulen, Werkhof und Strassen. Es werden also die Banken sein, die künftig unsere Investitio­nen finanzieren, weil zu wenig Geld aus unserer Er­folgsrechnung resultiert. Wir werden Jahre haben, wo wir Ende Jahr in etwa gleich viel Geld auf dem Stadt-Konto haben werden, wie wir anfangs Jahr hatten – ohne dabei viele Investitions-Franken aus dem eigenen Sack bezahlt zu haben.

Ja, der Gürtel. Ihn rigider zu schnallen bedeutet, künftig wieder strenger und vorsichtiger mit uns selbst zu sein und noch genauer abzuwägen, wel­che Aufgaben wir angehen, welche Stellen wir schaffen und welche Investitionen wir auf den Weg schicken. Zu diskutieren und zu entscheiden, wel­che bisherigen Ausgaben und Leistungen wir uns noch leisten und bei welchem Einnahmeniveau (Steuerfuss?) dies künftig alles passieren soll.

Auch bei der Stadt gilt die Binsenwahrheit, dass nur ausgegeben werden kann, was eingenommen wird. Die Differenz bezahlen künftige Generationen und die Banken verdienen daran.

Ja, ich habe nun über das Thema geschrieben, über das ich eigentlich gar nie schreiben wollte: unsere Finanzen. Und doch. Obwohl luftige Jeans beque­mer sind: Wir werden auch in «Skinny-Fit»-Jeans und engem Gürtel unsere Stadt bestmöglich entwi­ckeln und weiterbringen.

So gut es geht und mit maximalem Effort. Dafür ist die Verwaltung höchst professionell aufgestellt und wir Politikerinnen und Politiker gewählt. Zusammen und auf Augenhöhe bewältigen wir so die finanzpo­litisch unbequemen Diskussionen und Entscheide, die uns bevorstehen. Versprochen.

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