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Historisches

STADT ILLNAU-EFFRETIKON

Die Stadt Illnau-Effretikon ist eine politische Gemeinde im Herzen des Kantons Zürich und zählt zum Bezirk Pfäffikon. Die im mittleren Abschnitt des Kempttals und am Fusse des Zürcher Oberlandes gelegene Gemeinde besteht aus den Dörfern Illnau, Effretikon inklusive Rikon (siehe auch unten), Ottikon und Bisikon sowie den Weilern Agasul, Bietenholz, Billikon (teilweise), First, Horben, Kemleten, Luckhausen, Mesikon (teilweise) und Oberkemptthal, zudem seit 2016 mit Kyburg (siehe unten).

Die frühzeitlichen Bezeichnungen (bis 745) lauteten auf IllenavviaErpfratinchova, bis 1973 wurde der Ort mit «Gemeinde Illnau» bezeichnet.

Die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner entwickelt sich stetig.

 

Jahr Anzahl Einwohner/innen
1634 878
1799 2'525
1850 2'845
1900 2'767
1950 4'357
1970 13'693
1990 14'566
2000 14'491
2010 15'805
2020 17'479

 

Steinzeitliche Einzelfunde im Gebiet «Wildert» sowie bronze- und eisenzeitliche Grabbeigaben bei Bisikon und Luckhausen weisen auf eine frühe Besiedlung hin. Umfangreiche frühmittelalterliche Funde, u.a. die Grabhügelnekropole im Studenbrunnenholz sowie Schenkungsurkunden der Beata-Landolt-Sippe an das Kloster St. Gallen belegen eine alemannische Besiedlung im 8. Jahrhundert.

Die in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhundert erstmals genannte Kirche in Illnau war im späten Mittelalter Zentrum einer ausgedehnten Pfarrei mit Filialkapellen in Kyburg, Ottikon, Rikon, Tagelswangen, Rossberg und Unter-Illnau. Das Patronat der Martinskirche kam um 1125 durch eine Schenkung Adalberts von Mörsberg mit umfangreichen Gütern an das Schaffhauser Kloster Allerheiligen (1348 Inkorporation). Im Zeitraum zwischen 1515 bis 1525 trennte sich Kyburg, um 1525 Rossberg, 1711 Winterberg, Kleinikon, Grafstal und Tagelswangen von der Mutterpfarrei Illnau, die sich 1525 der Reformation anschloss. Nach der Aufhebung von Allerheiligen (1529) übernahm Schaffhausen die Kollaturrechte, die 1834 Zürich abgetreten wurden. Allerheiligen bzw. Schaffhausen war bis 1832 der hauptsächliche Zehntbezüger; weitere wichtige Grundbesitzer waren im Hoch- und Spät-Mittelalter die Klöster Einsiedeln und St. Johann im Thurtal. Die Vogteirechte besassen im 13. Jahrhundert die Kyburger, nach 1264 die Habsburger, deren Dienstleute im 14. Jahrhundert die Moosburg bei Effretikon und wahrscheinlich die Burg Kemleten bewohnten. Nachdem die Pfarrei Illnau mit der habsburgischen Herrschaft Kyburg 1424 bzw. 1452 unter zürchererische Herrschaft gekommen war, bildete Illnau mit Kyburg, Lindau, Brütten, Volketswil und einigen Höfen den «Illnauer Teil» der Landvogtei Kyburg, einen Gerichtssprengel mit eigenem Untervogt. In der Pfarrei Illnau entwickelten sich im 16. bis 17. Jahrhundert. Ober- und Unter-Illnau, Ottikon, Rikon und Bisikon zu Dorfgemeinden, die ihre Eigenständigkeit als Zivilgemeinden bis 1929/1931 bewahrten.

 

STADTTEIL EFFRETIKON

Der wirtschaftliche und administrative Mittelpunkt der Stadt umfasst auch das früher eigenständige Dorf Rikon (siehe unten) und den ehemaligen Weiler Moosburg.

Der alemannische Adlige Landbert schenkte 745 mehrere Güter aus Effretikon dem Kloster St. Gallen. Südlich von Effretikon erbaute Graf Hartmann IV. von Kyburg 1254 die Moosburg, die nach seinem Tod an den späteren König Rudolf I. von Habsburg fiel. 1426 bis 32 war sie Sitz des ersten Zürcher Vogts der Landvogtei Kyburg, Johannes Schwend. Während des Alten Zürichkriegs zerstörten Innerschweizer Truppen die Feste vollständig (Mai 1444). Der Wirtschaftshof entwickelte sich zum Weiler Moosburg. Wie die Burg gelangte Effretikon nach 1264 unter habsburgerische, 1424 erstmals und 1452 endgültig unter zürcherische Herrschaft. Bis 1796 wuchs Effretikon auf elf Haushaltungen an, die trotz vorhandenem Allmendland keine eigentlichen Dorfgemeinschaften bildeten. 1798 wurde Effretikon, das bereits zur Pfarrei Illnau gehörte, auch der politischen Gemeinde Illnau zugeteilt. 1811 wurden die Weiler Effretikon, Moosburg und Bietenholz zur Zivilgemeinde «Untere Höfe» zusammengefasst. 1835 bis 1932 bildete Effretikon eine eigene Zivilgemeinde. Durch die Bahnanschlüsse (1855 Linie Oerlikon-Winterthur, 1876 Effretikon-Hinwil, 1877 Winterthur-Kloten-Baden) erhielt Effretikon innerhalb der Gemeinde Illnau eine verkehrstechnisch überragende Stellung, welche die Siedlungsentwicklung entscheidend beeinflusste. Nach dem ersten Weltkrieg war Effretikon erstmals bevölkerungsreicher als das benachbarte Rikon, mit dem es allmählich mit Moosburg zusammenwuchs. Der Bauboom der 1950er und v.a. der 1960er Jahre konfrontierte Effretikon mit den baulichen und gesellschaftlichen Problemen einer Agglomerationssiedlung (hoher Pendleranteil, wenig Arbeitsplätze). Ein markantes Zeichen dieser Wachstumsphase setzte die im Zeitraum von 1958 bis 1961 von Ernst Gisel erbaute evangelisch-reformierte Kirche mit ihrem modernen Glockenturm. Die römisch-katholische Kirche St. Martin entstand in den Jahren 1981 bis 1983. Der Autobahnanschluss zur Nationalstrasse A1 wurde 1974 erstellt. Effretikon hat sich zum regionalen Geschäftszentrum entwickelt, doch ist das Arbeitsplatzangebot nur langsam gestiegen. 1990 wohnten 76 % der Einwohner der Gemeinde in Effretikon, 2000 nach einem leichten Bevölkerungsrückgang noch 71 %.

 

STADTTEIL RIKON

Ortsteil von Effretikon; 1931 aufgelöste Dorf- und Zivilgemeinde, die auch die Mühlen Würglen und Mannenberg umfasste.

Benennung bis zum Jahr 774 Richo.

Jahr Anzahl Einwohner/innen
1710 253
1836 405
1941 546
1960 1'203
1980 3'085
1990 3'130

Die zur Pfarrei Illnau gehörende, 1370 erstmals erwähnte Filialkapelle in Rikon stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhunder. Der romanische Kernbau, um 1370 mit gotischen Fresken ausgemalt, wurde 1591 und 1647 erweitert. In der Reformationszeit wurde die Kapelle profaniert, doch fanden nach 1556 wieder Gottesdienste statt. Das Patrozinium St. Stephan ist erst 1591 bezeugt. Die Kapelle gehörte der Dorf- bzw. Zivilgemeinde Rikon nach 1848 der Schulgemeinde Rikon-Effretikon und seit 1927 der evanglisch-reformieten Kirchgemeinde Illnau. Das im 19. Jahrhundert kleinbäuerlich-handwerklich geprägte Strassendorf wuchs Mitte des 20. Jahrhundert mit dem stark expandierenden Effretikon zusammen und verlor seine Eigenständigkeit.

 

VON DER GEMEINDE ILLNAU ZUR STADT ILLNAU-EFFRETIKON

Zwischen 1960 und 1972 erfuhr die Gemeinde Illnau wegen der Bautätigkeit in Effretikon eine weit über dem zürcherischen Durchschnitt liegende Bevölkerungszunahme von 138 %; Effretikon alleine steigerte seine Einwohnerzahl um 211 %. Vergleichbare Stadtgemeinden wiesen deutlich tiefere Werte auf: Kloten wuchs in dieser Periode um 99 %, Adliswil um 79 %, Dübendorf um 68 %, Dietikon um 51 %, Wädenswil um 47 %, Bülach um 45 %, Wetzikon um 37 % und Uster um 29 %. In Volketswil hingegen, wo die Bautätigkeit erst nach 1960 einsetzte, kletterte die Wachstumsrate sogar auf 315 %.

Bis 1973 war die Gemeindeversammlung das oberste Organ der Gemeinde Illnau. Ab 1974 sollte sich dies ändern; zuvor, am 1. Februar 1970, befanden die Illnau Stimmberechtigten über eine Initiative der Sozialdemokratischen Partei, welche die Ausarbeitung einer neuen Gemeindeordnung forderte. Die Initiative verlangte weiter, wonach bis 1974 die ausserordentliche Gemeindeorganisation mit Grossem Gemeinderat (Stadtparlament) einzuführen sei.

Der Souverän hiess das Ansinnen der Initianten mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 53 % gut. Am 4. März 1973 genehmigten die Stimmbürgerinnen und -bürger die in der Zwischenzeit entworfene Gemeindeordnung mit einer Zweidrittelsmehrheit. Damit war das Ende der urdemokratischen Form der politischen Mitwirkung an einer Gemeindeversammlung definitiv besiegelt. Die Stimmberechtigten schafften nicht bloss die Institution der Gemeindeversammlung ab, sie vollzogen gleichzeitig auch die Verschmelzung der politischen mit der Schulgemeinde und schufen die neue offizielle Gemeindebezeichnung «Illnau-Effretikon». Der neue Name brachte die Verbindung des ländlich, dörflich geprägten Illnau mit dem städtischen, urbaneren Effretikon zum Ausdruck.

 

STADTTEIL KYBURG / GEMEINDEZUSAMMENSCHLUSS

Kyburg war bis zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses (1. Januar 2016) mit der Stadt Illnau-Effretikon eine eigenständige politische Gemeinde im Bezirk Pfäffikon. Kyburg umfasste das auf einem Molassesporn über der Töss gelegene gleichnamige Dorf mit dem Schloss, die Weiler Ettenhusen, Billikon (teilweise) und Brünggen sowie die Fabriksiedlung Mühlau an der Töss.

Bis zum Jahr 1027 als Chuigeburch bezeichnet, entwickelte sich die Zahl der Einwohnerschaft im Verlaufe der Jahrhunderte wie folgt:

Jahr Einwohner/innen
1634 148
1771 296
1850 374
1900 358
1950 386
2000 396


Die Schenkung von Gütern in Brünggen an das Kloster St. Gallen 745 lässt eine alemannische Siedlung vermuten. Im Hoch- und Spät-Mittelalter war Brünggen die Dingstätte der Kyburger Freien (Offnung 1433). Die 1027 erstmals erwähnte Feste war ursprünglich eine Fluchtburg ohne dazugehörende Siedlung. Nach der Niederlassung eines adligen Geschlechts entstand ein durch zwei Gräben geschützter Burgus (1261/1264 erwähnt), der wahrscheinlich noch von den kyburgischen, sicher von den habsburgischen Grafen eine städtische Organisationsform erhielt (1337 Steuerbefreiung, Beschränkung der Wehrpflicht, eigenes Niedergericht; 1370 Marktrecht). 1424 bzw. 1452 gelangte Kyburg hoch- und niedergerichtlich an Zürich. Das Schloss wurde Sitz der grössten zürcherischen Landvogtei; der Burgflecken konnte gewisse Vorrechte wie das Niedergericht und das Marktrecht bewahren. Nach grossen Zerstörungen im Alten Zürichkrieg entstand ein offenes Dorf mit bäuerlichem Charakter. Die schon im 15. Jahrhundert belegte Taverne profitierte vom Verkehr des Verwaltungsmittelpunktes (Steg über die Töss 1558/1559 bezeugt, 1845 bis 1846 gedeckte Sprengwerkbrücke); 1671 bis 1831 war die Landschreiberei (Fachwerkbau, im Wesentlichen 1788 bis 1793), bis 1867 das Notariat in Kyburg ansässig. Die 1370 erwähnte Katharinenkapelle in der Burgsiedlung war eine Filiale Illnaus. Nachdem im 15. Jahrhundert und 1515 mit Pfrundstiftung, Taufrecht und regelmässigen Gottesdiensten eine Verselbstständigung angebahnt worden war, bildete Kyburg mit Brünggen, Ettenhausen und einem Teil von Billikon ab der Reformationszeit eine eigene Kirchgemeinde. Während der Zehnte beim Schaffhauser Kloster Allerheiligen (bzw. wegen der Klosteraufhebung beim Stand Schaffhausen) blieb, übernahm Zürich die Kollatur. 1798 verlor Kyburg alle Privilegien; im Gebiet der Kirchgemeinde wurde eine polititsche Gemeinde gebildet, die dem Distrikt Fehraltorf bzw. 1803 dem Bezirk Uster zugeteilt wurde. In der Restauration war Kyburg Sitz des gleichnamigen Oberamts; 1831 verlor es diese Funktion an den neuen Bezirkshauptort Pfäffikon. Das nun bedeutungslose und abgelegene Dorf bewahrte im 19. und 20. Jahrhundert seinen bäuerlichen Charakter; nur am Rand des Gemeindegebiets, im Wiesental und in der Mühlau, entstanden 1860 bis 1861 Spinnereien, die für Arbeitsplätze im industriellen Sektor sorgten. Der auf Winterthurer Gebiet gelegene Bahnhof Sennhof-Kyburg an der Tösstalbahn wurde 1875 eröffnet, der Postkutschenkurs Effretikon-Kyburg folgte 1905. Anfang der 1990er Jahre setzte in Billikon, 2005 bis 2006 in Ettenhausen eine bescheidene Bautätigkeit ein. 2000 stellte der erste Sektor noch gut einen Fünftel der Arbeitsplätze in Kyburg.

Zitiert nach:
Müller, Ueli; Historisches Lexikon der Schweiz (HLS)

 

ORTSCHRONIKEN

Die reichhaltige Geschichte der Stadt Illnau-Effretikon und der ehemaligen politischen Gemeinde Kyburg ist in zwei Bänden bzw. einem Sachbuch detailliert abgehandlet und beschrieben. Interessiert an einem ausführlichen Streifzug durch die Geschichte?

 

Ortschronik Band I

 

Band I von Hans Kläui, Illnau-Effretikon, von den Anfängen bis zum Umsturz des Jahres 1798, erschienen im Jahr 1983, ist vergriffen.
Ortschronik Band II

 

Band II von Ueli Müller, Illnau-Effretikon, vom Umsturz des Jahres 1798 bis zur Gegenwart, erschienen im Jahr 1992, verfügbar
Fr. 30.-
Kyburg in 33 Geschichten

 

Kyburg in 33 Geschichten, Martin Lee, verfügbar
Fr. 30.-

Die Bücher sind bem Stadtbüro zum Kauf erhältlich.


JAHRHEFTE

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